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09. Oktober 2023

Wohnbau-Landesrat Martin Zauner im Interview

Ideen, Reformen und Mini-Novellen im Wohnbau

Ein Bild von Wohnbau-Landesrat Martin Zauner im Interview

Wohnbau-Landesrat Martin Zauner im Interview

Martin Zauner, seit 14. Juni Wohnbau-Landesrat, spricht über die dringende Notwendigkeit den Wohnbau als Ganzes im Bundesland zu reformieren. Zwar kann man mit Mini-Novellen schnelle Lösungen für aktuelle Verbesserungen erreichen, jedoch sind durch die steigenden Kreditzinsen, allgemeine Teuerungen und astronomische Grundstückspreise grundsätzliche Änderungen notwendig. Im Interview geht Zauner auf die bisherige Arbeit in seinem Ressort ein und gibt einen Ausblick über seine Pläne im Wohnbau.

Wie siehst Du als ressortzuständiger Landesrat die Wohnsituation in Salzburg?

Wohnen ist ein menschliches Grundbedürfnis. Wohnen bedeutet persönliche Stabilität und Sicherheit, wohnen bedeutet Vertrautheit und Geborgenheit, wohnen ist Zufluchtsort und wohnen ist Kraftquelle im Leben der Menschen. Wohnen ist aber auch eines: Unheimlich teuer; insbesondere auch in Salzburg.

Woran liegt das?

Die Gegenwart ist geprägt von einer sich eintrübenden wirtschaftlichen Lage und einer massiven Teuerung. Hohe Zinsen, enorme Baukosten, astronomische Grundstückspreise, stark ansteigende Mietzinse und Nebenkosten, die seit August 2022 in Geltung stehende KIM-Verordnung, aber auch eine überbordende Bürokratie - um nur die wesentlichsten Punkte herauszustreichen - stellen uns vor enorme Herausforderungen.

Wie kann man hier als Salzburger Landesregierung dagegensteuern?

Leistbares Wohnen stellt angesichts der Gesamtlage in Österreich eines der schwierigsten und anspruchsvollsten Unterfangen der kommenden Jahre dar. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, Lösungen zu finden, die bei den Menschen ankommen und das Leben, soweit möglich, spürbar erleichtern. Die Salzburger Landesregierung hat sich in ihrem Regierungsübereinkommen dazu bekannt, in Salzburg leistbares Wohnen zu fördern und auszubauen. Es soll insbesondere eine verstärkte Förderung von Nachverdichtungen, die Forcierung des Einsatzes recycelbarer Baustoffe sowie die Unterstützung und Begleitung bei der Renovierung von bestehenden Wohnbauten geben.

Welchen Zeithorizont habt ihr euch gesetzt, um Wohnen wieder leistbar zu machen?

Der Weg wird steinig, der Weg kurvig und der Weg ist gesät mit vielen Hindernissen. Wenn wir diesen Weg befahren wollen, dann müssen wir auch die Geschwindigkeit anpassen. Für den Salzburger Wohnbau bedeutet dies, dass wir eine Mammutaufgabe zu bewältigen haben. Denn die jetzigen Wohnbaugesetze sind jahrzehntelang gewachsen, verkompliziert und überbürokratisiert worden. Wir haben hier einen großen Laster, den wir auf diesem Weg in Bewegung setzen müssen. Und mit einem großen Laster kann man eben nicht mit 130 in die Kurve fahren. Wir wollen das Tempo an den Tag legen, das notwendig ist, um in klar strukturierten Schritten ans Ziel zu kommen.

Klingt nach einer nicht so einfach zu lösenden Aufgabe. Wie soll´s weitergehen?

Uns war es wichtig alle Stakeholder an einen Tisch zu bekommen und ein Klima der konstruktiven Zusammenarbeit zu bewirken. Zudem haben wir den Wohnbauförderungsbeirat neukonstituiert und werden ihm eine gewichtigere Rolle zukommen lassen. Es wurde eine Steuerungsgruppe samt Expertenteam aufgestellt, um gemeinsam die ersten inhaltlichen Pflöcke bis Ende dieses Jahres einzuschlagen und die Marschrichtung vorzugeben, damit wir nächstes Jahr in die administrative und legistische Umsetzung gehen können.

Was sind jetzt deiner Meinung nach die Hebel für leistbares Wohnen?

Es gibt hier keine Patentlösung, die mit einem Mal alle Schwierigkeiten behebt. Aber es gibt viele kleine Hebel, über die wir diskutieren müssen. Vor allem, wir müssen nicht alles neu erfinden, sondern können uns auf bereits bestehende und vor allem funktionierende Systeme berufen. Wie etwa das „Grödiger Modell“, in all seinen Facetten. Wir müssen bei den Raumhöhen, der Geschoßanzahl oder der Kompaktheit der Gebäude ansetzen. Hier ist unglaublich viel Geld einzusparen.

Stichwort Barrierefreiheit und Klimaschutz, wie stehst Du dazu?

Die Barrierefreiheit müssen wir auf jeden Fall andiskutieren, ob sie im sozialen Wohnbau wirklich überall zu einhundert Prozent notwendig ist? Oder nur dort, wo wir sie wirklich brauchen. Mit einem Schlüssel statt der 100-Prozent-Vorgabe kann billiger gebaut werden. Und genau das wollen wir, genau das wollen und brauchen auch die Menschen: Leistbares Wohnen statt sozialromantischer Klientelpolitik. Ebenso essentiell ist es, die Themen Klimaschutz und nachhaltiges Bauen, dazu gehören unter anderem Punkte wie Dämmstoffe/Materialien, Rohstoffverbrauch, Lebenszyklen von Bauten usw., im neuen Wohnbauförderungsgesetz von allen Seiten zu beleuchten und mit dem Ziel „leistbares Wohnen“ in Einklang zu bringen. Hier müssen wir ansetzen. Überbordende Vorschriften sind kein zentrales Mittel der Energiepolitik, kein zentrales Mittel der Klimapolitik und auch kein zentrales Mittel der Innovationsförderung.

Ein Appell zum Schluss:

Salzburg muss und Salzburg wird im Wohnbau neue Wege gehen. Der Weg wird steinig, er wird herausfordernd und es gilt, ihn gemeinsam zu bezwingen. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und werden alle Anstrengungen unternehmen, den ambitionierten und mit viel Aufwand verbundenen Reformprozess im Wohnbauförderungswesen gewissenhaft zu planen, zu erarbeiten und in einem überschaubaren Zeitraum umzusetzen.


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